25. April 2009 – 20. September 2009

Lämmler – Die Erfindung des Sennenbilds

Hommage zum 200. Geburtstag von Bartholomäus Lämmler (1809-1865)

Bartholomäus Lämmler ist die herausragende Figur der Appenzeller Bauernmalerei. Er gilt als der eigentliche Erfinder des Sennenbilds. Er hat nur wenige, aber aufregende Bilder und Werke hinterlassen. Und er hat viel bewirkt – nicht nur im Einfluss auf seine Zeitgenossen, sondern vor allem für die Begeisterung an Volkskunst seit der Mitte des 20. Jahrhundert. 


Lämmlers Entdeckung

Lämmlers Aufstieg zur Kunst lässt sich genau beziffern. Er begann 1941 mit der Ausstellung „Schweizer Volkskunst“ in der Kunsthalle Basel – es war das Kulturereignis des Jahres, ja des Jahrzehnts (zu Zeiten des Krieges und der geistigen Landesverteidigung). Erstmals wurde Volkskunst aus dem 19. Jahrhundert „als Kunst“ breit zur Kenntnis genommen. Und Lämmler schwang von Anfang an künstlerisch obenaus. Das lässt sich daraus ablesen, wie oft er in Publikationen und Katalogen prominent vertreten ist. Insbesondere seine „Viehweide“, das grosse Alpfahrtsbild „Die Ansicht der Kammohr, der Hohe Kasten und Staubern 1854“ wurde so oft reproduziert, dass es längst zu einer Ikone der Volkskunst geworden ist – oder, wie das Kunstmuseum St.Gallen einmal titelte, zur „Mona Lisa der Appenzeller Bauernmalerei“.


Lämmlers Leben

Dabei war Lämmlers Weg zu Lebzeiten gar nicht von Erfolg gezeichnet. In Herisau als zwölftes Kind in eine Weberfamilie hinein geboren und in schwierigen Zeiten aufgewachsen (1817 war Hungersnot), suchte er sein Auskommen als Hilfsarbeiter, Hausierer oder Knecht – ja, auch das Malen war Gelegenheitsarbeit. Nach dem Scheitern einer Ehe (damals noch in Schwellbrunn) floh er aus der Verantwortung und trieb sich fortan herum, in den 1850er Jahren lebte er zeitweise in Brülisau AI, in Sichtweite von Kamor, Hohem Kasten und Staubern. Über seine letzten Jahre weiss man kaum etwas, nur dass er 1865 in Wolfhalden vereinsamt und mittellos an „Brechdurchfall infolge Schnapssucht“ gestorben ist.


Die Ausstellung

Die Ausstellung versammelt alle bekannten Werke Lämmlers zwischen 1835 und 1856 und zeichnet die Entwicklung nach, die aus der biedermeierlichen Möbelmalerei heraus zu seinen epochalen Bildfindungen, den Alpfahrtsbildern, führte. Exemplarisch steht dafür der grosse doppeltürige Schrank „Klarrer“ von 1853, Lämmlers letzte Möbelmalerei, in dessen oberen Türfüllungen er die Alpfahrtsbilder von 1854 vorwegnahm, als ob es die Skizzen zu jenen Bildern wären. Hier vollzieht sich der entscheidende Schritt: Das Bild löst sich vom Möbel als Träger und wird autonom im Sinne der Kunst. Für Lämmlers "Erfindung des Sennenbilds" spielten auch Einflüsse aus der damals schon bestehenden sennischen Bildkultur eine wesentliche Rolle: Fahreimerbödeli und Sennenstreifen (Kuhreihen). Hier gründet die romantische Verklärung des Sennenlebens, die uns aus seinen Bildern entgegendrängt und die die gesamte Senntumsmalerei nach Lämmler prägte. Und hier gründen so grossartige Formulierungen wie die „Lämmler-Kuh“ und der „Lämmler-Streifen“, die ihm zugeschrieben werden und mit denen er nicht nur in der Kunstwelt, sondern auch in der appenzellischen Volkskultur geradezu populär geworden ist.

Vernissage:

25. April 2009


Finissage:

20. September 2009

Begleitveranstaltungen

Vernissage: 25. April 2009

Gastveranstaltung
Donnerstag, 30. April 2009, 19 Uhr
der Andreas Renatus Högger Sozietät
„Högger – Mööli“ 
Vorstellung des Faszikels Nr. XVIII von Höggers Haus- und Gassenmärchen „Bartholomäus Lämmler 1809-2009“

Mittwoch 27. Mai 2009, 19.30 Uhr
Dr. phil. Franziska Schürch, Basel
Wie die Appenzeller Volkskunst zur Kunst wurde
Die ersten Volkskunst-Ausstellungen in Basel und ihr Einfluss auf die Kunst aus dem Appenzellerland

Sonntag 6. September 2009, 10.30 Uhr
Die zwei Leben des Bartholomäus Lämmler
Texte und Töne zu Leben und Werk
Marcel Zünd, Textauswahl
Michael Neff, Trompete und Flügelhorn

Finissage: 20. September 2009