Sticken an der Handstickmaschine

Im Appenzeller Volkskunde-Museum sind zwei Handstickmaschinen der Firma F. Martini & Co, Frauenfeld, noch heute im Einsatz. Schon seit Eröffnung des Museums steht eine Band-Handstickmaschine, Baujahr 1905 (Modell 1865), in Betrieb. Seit Sommer 2016 besitzt das Museum zudem eine Monogramm-Handstickmaschine, an der die letzte Handstickerin des Appenzellerlandes, Lina Bischofberger aus Reute AR, noch im Frühjahr 2016 – mit über 90 Jahren – täglich gearbeitet hat. Diese Maschine wurde bei Martini in Frauenfeld circa 1890 gebaut.

Solche Maschinen standen nicht nur in Fabriken, sondern überall im Land in vergrösserten Webkellern oder eigens gebauten Sticklokalen. Während bei einer Monogramm-Stickmaschine jedes zu bestickende Tüchlein (total 104 Stück) einzeln auf einen Rahmen aufgespannt wird, werden die Muster auf der Band-Stickmaschine auf eine Stoffrolle gestickt und später konfektioniert.


Die Handstickerei war im Appenzellerland seit Mitte des 18. Jahrhunderts verbreitet. Tausende von Frauen, vor allem in Appenzell Innerrhoden, stickten für die Handelsmetropole St.Gallen. Nach 1810 nahm die Nachfrage derart zu, dass fieberhaft nach technischen Lösungen zur Vergrösserung der Produktion gesucht wurde. Erst nach der Mitte des Jahrhunderts gelang mit der Handstickmaschine der Durchbruch. An ihr konnte ein geübter Sticker die Arbeit von 20, 30 Stickerinnen erledigen. Es waren vor allem Männer, die als Sticker arbeiteten, während Frau und Kinder zudienende Arbeiten verrichteten. Das Einfädeln der Hunderten von Nadeln war oft Kinderarbeit, die Überwachung der Maschine während der sehr diffizilen Arbeit und das Ausrüsten der Stickereien die Arbeit der Frauen. 

Film zum Thema:  «Leben und Weben»  (23 Min.).

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