16. November 2013 – 22. Februar 2014
Of em Chopf – Hauben und Hüte schöner Silvesterchläuse
Vom Fädeli-Diem zum smarten Just-Verkaufsberater, von den Chrenzen und Chratten zu den Hightech Koffern - die neue Sonderausstellung gibt einen kulturhistorischen Einblick in die Welt des Tür-zu-Tür-Verkaufs vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Das ambulante Gewerbe war lange Zeit der vierte Pfeiler der ländlichen Wirtschaft.
Hausiererinnen und Hausierer zogen mit ihren Chrenzen und Tragekörben bis weit ins 20. Jahrhundert hinein kreuz und quer durchs Appenzellerland. Bis auf wenige Ausnahmen gehörten sie zu den unteren sozialen Schichten. Oft war der mobile Handel die letzte Möglichkeit, sich ohne Unterstützung durch die Armenkasse durchzubringen. Bekannt sind etwa die halbblinde Herisauer Bürstenverkäuferin Lisette Royer-Ramsauer (1839-1916) oder der Tröcklichrömer Noldie Heierle (1920-2003). Die Hausierinnen und Hausierer boten nicht nur Würste, Kalender, Back- und Merceriewaren feil, sondern waren auch willkommene Überbringer von Gerüchten und Geschichten.
Bis heute ist der ambulante Handel in ländlichen Gebieten wie dem Appenzellerland anzutreffen. Die Handelsreisenden sind in der Regel von einem Unternehmen angestellt und werden auch firmenintern ausgebildet. Ihre Waren bieten sie im Musterkoffer an. Eine dieser Direktverkaufsfirmen ist die 1930 gegründete Firma Just in Walzenhausen. In Zusammenarbeit mit Werbeberatern und Psychologen warb das Unternehmen jahrzehntelang mehr für die Seriosität des Beraters, für den „Mann mit Hut und Krawatte“, als für die Produkte. Wie das appenzellische Familienunternehmen seine Verkaufsberater bis heute ausbildet, wie bei der ganzen Familie für Bürsten, Tuben und Töpfchen einst geworben wurde und wie ein Musterkoffer heute aussieht zeigt die neue Sonderausstellung in unserem Hause.
Die Schönheit und Einzigartigkeit der Appenzeller Silvesterchläuse
Das Silvesterchlausen – der bekannteste Brauch des Appenzellerlandes! Alljährlich am 31. Dezember und 13. Januar, dem Neuen und Alten Silvester, ziehen die Silvesterchläuse von Hof zu Hof und wünschen den Bewohnern
„e guets Neus“. Am lebendigsten ist der Brauch im Appenzeller Hinterland, insbesondere in Urnäsch. Gechlaust wird auch in Teilen des Mittellandes.
Die Ausstellung „Of em Chopf“ legt ihren Schwerpunkt auf den kunstvollsten Aspekt des Silvesterchlausens, auf die reich dekorierten Hauben und Hüte der „Schöne“. Das Appenzeller Volkskunde-Museum zeigt den kompletten Kopfschmuck von fünf Schuppeln, hergestellt von den bekannten Haubenmachern Bruno Räss, Gossau, und Kurt Hauser, Schwellbrunn. Räss ist der eigentliche Hauben- und Hutmacher. Hauser schnitzt aus Arvenholz alle Figuren der Sujets. Seit 30 Jahren stellen die beiden Freunde Hauben und Hüte her. Zehn Gruppen haben sie schon gefertigt, von denen fünf noch in Gebrauch sind.
Kenner des Silvesterchlausens sind sich einig: Exaktheit und Detailtreue der Werke von Bruno Räss und Kurt Hauser sind schwer zu kopieren. Ohne die Leistung anderer Haubenmacher zu schmälern: Die Hauben und Hüte des Duos Räss / Hauser mit ihren Rundungen und Symmetrien und den lebensechten Holzminiaturen sind etwas vom schönsten, was es aktuell auf den Köpfen hiesiger Silvesterchläuse zu bewundern gibt!
Erstmals sind die Werke dieser beiden Haubenmacher öffentlich für längere Zeit ausgestellt; bislang waren sie jeweils „nur“ an den Silvestern zu sehen. Das Volkskunde-Museum ist überzeugt: Diese schönen Hauben und Hüte verdienen es, gezeigt und in Ruhe bewundert zu werden. Damit soll die Leistung zweier Kunsthandwerker gewürdigt werden, welche – bei der ihnen eigenen Bescheidenheit – zeitlose Kunstwerke erschaffen haben.
Als Ergänzung dazu zeigt das Museum Bilder der Hundwiler Bauernmalerin Silvia Knöpfel sowie Fotografien von Theo Nef zum Thema Silvesterchlausen. Nef (1930–2007), gebürtiger Steiner und bekannter Hobbyornithologe, fotografierte die Chläuse von den 1930er- bis in die 1990er-Jahre; seine Fotos, erst kürzlich in einem Nachlass wiederentdeckt, sind hier erstmals öffentlich ausgestellt.
Vernissage:
Samstag, 12. April 2014
Finissage:
Sonntag, 28. Februar 2015
Finanzielle Unterstützung
● Tisca Tiara Stiftung
● Hans und Wilma Stutz Stiftung
● Kanton Appenzell Ausserrhoden
● Allen Mitwirkenden für ihre Begeisterung und ihr Engagement
Flyer zur Ausstellung
Begleitveranstaltungen
Vernissage: Samstag, 16. November 2011
Begleitveranstaltungen
07.12.2013, 13.00 -15.00 Uhr
"Vom Holzklotz zur geschnitzten Figur" - Senntums-Schnitzer Kurt Hauser gibt Einblick in sein Hobby
15.12.2013, 10.30 Uhr
"Walter Frick: Aus dem Schatztröckli eines Silvesterchlauses" - Führung durch die Sonderausstellung
31.12.2013, 9.45 - ca. 12.30 Uhr
"Die Chläuse hautnah erleben" - Auf den Spuren der Steiner Silvesterchläuse
18.01.2014, 16.30 Uhr
"Walter Frick: Aus dem Schatztröckli eines Silvesterchlauses" - Führung durch die Sonderausstellung
16.02.2014, 11.00 - 13.00 Uhr
"Vom Holzklotz zur geschnitzten Figur" - Senntums-Schnitzer Kurt Hauser gibt Einblick in sein Hobby
Finissage: Sonntag, 22 Ferbuar 2014